schwieriger Anfang
„Vielleicht“ wird dies mein bisher schwierigster smash- Eintrag. Bei meiner morgendlichen Recherche nach den, meiner Meinung nach, besten Releases dieser Woche bin ich auf zwei gute Songs gestoßen. Zu dem zweitbesten hätte ich vielmehr schreiben können, weil ich die Band besser kenne, als die Interpreten von „Vielleicht„. Aber ich habe der Versuchung widerstanden, es mir leicht zu machen, weil Jupiter Jones‚ neues Lied „Vielleicht“ wirklich ganz schoön großartig klingt. Daher gibt es hier nun eine Rezension zu einer Band, zu der ich erstmal ordentlich recherchieren muss.
Und dann wurde es (nicht) „Still„
2011 landeten Jupiter Jones ihren mit Abstand größten Hit „Still„. 39 Millionen Klicks bei youtube (Stand 30.12.2022), Platz 10 in den deutschen Charts und Platz 2 in den österreichischen weisen darauf hin, dass das Lied wohl ganz schön vielen Leuten gefallen hat. Dieser langsame poppige Rock, und dann noch auf Deutsch! Das war nix für mich. Ja, natürlich ist der Refrain extremst eingängig und ja, wenn das jemand bei unseren Karaokenächten gesungen hat, habe ich den Refrain natürlich mitgesungen. Aber sonst…
Bandgeschichte
Die Band gründete sich bereits 2002. Der Bandname ist der englischen Version von „Justus Jonas“ aus „Die 3???“ entnommen. Nachdem „Still“ 2011 so ein großer Hit geworden war, verkaufte sich auch das 2013er Album „Gegenteil von Allem“ wie geschnitten Brot und erreichte Platz 5 in den deutschen Albumcharts. Doch dann kam es zu einem tarurigen Einschnitt. Die auf das Album folgende Tour im Frühjahr 2014 konnte nicht stattfinden. Nicholas Müller (Sänger der Band) litt zunehmend an einer Angsstörung, die ihn schließlich zum Verlassen der Band zwang. (Als ich das las, fühlte ich mich an die preisgekrönte Ausgabe der Sendung „Chez Krömer“ erinnert, in welcher Torsten Sträter und Kurt Krömer offen, ehrlich und uneitel über das Thema Depression sprachen). Depressionen und Angststörungen sind leider keine Krankheiten, die die Außenwelt einem so einfach ansehen kann, wie ein Gips um einen gebrochenen Fuß. Wie auch immer, die Band machte weiter mit einem neuen Sänger und löste sich nach 4 weiteren Jahren im Jahre 2018 auf.
Neustart
2021 fanden sich Nicholas Müller und Sascha Eigner (langjähriger Gitarrist der Band) wieder zusammen, um dem Bandnamen Jupiter Jones mittels eines Crowd-Funding-Projektes neues Leben einzuhauchen. Mit dieser geschrumpften Besetzung veröffentlichte man nun heute (30.12.2022) das Album „Die Sonne ist ein Zwergstern„. Während meiner Recherche habe ich in mehrere Songs reingehört. Ganz ruhige selbstreflektierende (Beziehungs-)Songs, die manchmal fast nur mit Gitarre begleitet werden, wechseln sich mit rockigen Popsongs/poppigen Rocksongs ab, in denen auch gesellschaftliche Themen, wie Zukunftsangst und die Angst vor Nazis ab. Ganz oft spielen lyrisch auch Selbstzweifel und Melancholie eine Rolle.
Vielleicht
Nein, Jupiter Jones werden keine Lieblingsgruppe von mir werden. Müssen Sie ja auch nicht. Die ruhigen Momente des Album sind mir dann zu ruhig und die softrockigen Momente sind mir zu softrockig. Aber der Song „Vielleicht“ ist einfach ein klasse Popsong. Eine relativ fröhlich-melancholische Komposition in A-Dur kommt mit einem teilweise ganz schön düsterem Text daher, der den Zeitgeist der Gesellschaft jetzt gerade ganz gut einfängt. Ein elektronisches Schlagzeug treibt den Song schön vor sich her. Zur Bridge hin wirds plötzlich ganz ruhig, bevor der Song zu seiner letzten Refrainwiederholung voller Dynamik zurückkommt. Der leise auf Vierteln angeschlagene Grundton A in den Refrains sorgt unbewusst auch für den Suchtfaktor des Songs. Ganz schön einfach clevere Produktion!!!!
Viel Spaß mit Vielleicht.
