Buckaroo Banzai, Videorekorder und Receiver
Selbstverständlich muss man, wenn man einen Artikel über dieses Lied schreibt, mit „Buckaroo Banzai“ anfangen. Das hat natürlich damit zu tun, dass mein Blog ja auch eine Art Tagebuch für mich ist. Kurz nach der Wende kauften meine Eltern sich einen Videorekorder, wie vermutlich viele ehemals ostdeutsche Familien. Der anfängliche Run auf die Videotheken war riesig groß. Daran werde ich fast täglich erinnert. Auf meinem Arbeitsweg komme ich an einer immer mehr verfallenden Videothek vorbei. Wie auch immer. Beinahe gleichzeitig zu den Videorekordern installierten sich die Leute, mindestens in den Dörfern, überall Satellitenschüsseln. Und plötzlich war das Fernsehen bunter als bunt. Auch ich fing dann mit 14 oder 15 an, Aufnahmen am Videorekorder zu programmieren. Ich erinnere mich noch, dass man lieber 3 mal vorm Zubettgehen überprüfte, ob man auch wirklich den Receiver eingeschaltet hatte. In Zeiten des Streamings kann sich das heute wohl kaum mehr jemand vorstellen.
DVDs und Michael Jackson
Jedenfalls war ich damals schon zum Science Fiction- Fan geworden und fand eines Tages in der TV Spielfilm einen Programmhinweis auf den Film „Buckaroo Banzai“ bei Pro 7, der irgendwas mit Science Fiction zu tun haben sollte. Dieser Film sollte meine erste Programmierung am Videorekorder werden. Am nächsten oder übernächsten Tag, keine Ahnung, zog ich mir den Film dann rein. Was für ein verrückter Film! Science Fiction, Action, Komödie, Comic, Horror…alles in einem und total überdreht. Ich lieb(t)e diesen Film und holte ihn mir dann natürlich später auf DVD. Im Ohr geblieben ist mir bis heute das unendlich geile Instrumentalstück zu Beginn des Nachspanns, welches von Michael Boddicker komponiert worden war. Boddicker war sozusagen der Haus- und Hof- Synthesizerspieler von Michael Jackson und bediente auf mehreren von dessen Alben die Tasten.
In die Zukunft führt nur ein DeLorean
Aber darum soll es gar nicht so sehr gehen. Was mir erst viel später klar wurde, ist, dass der wundervolle Mimikkönig Christopher Lloyd, den ich in den „Zurück in die Zukunft„- Filmen so sehr genoss, auch schon in „Buckaroo Banzai“ mitgespielt hatte. Bei „Buckaroo Banzai“ war er ein kleiner, unterwürfiger, trotteliger aber doch brutaler außerirdischer Handlanger eines durchgeknallten Erdenwissenschaftlers, der selbst gern Außerirdischer sein wollte. In „Zurück in die Zukunft“ war Lloyd auch nicht gerade ein normaler Charakter wie ich und Du. Aber welches Auto fuhr er dort? Natürlich einen DeLorean.
Fall and Rise of the DeLorean
Ein ehemaliger General Motors- Manager hatte die DeLorean Motor Company in Nordirland gegründet. Das Auto wurde ca. 9000 Mal Anfang der 80er gebaut und war im Grunde ein großer Reinfall. Die Spaltmaße stimmten nicht, die (teilweise nicht rostfreie) Karosserie war zu schwer, der Motor zu schwach, die Fenster ließen sich nicht ordentlich öffnen, weil die Türen zu rund waren. DMC ging 1983 pleite. 1984 begann dann der Dreh zu den „Zurück in die Zukunft„- Filmen. Die Popularität des DeLorean wuchs durch den Film enorm.
Starship, Hall & Oates, Madonna und Cosby
Seinen bisher letzten großen Auftritt hatte der DeLorean in Cosbys Musikvideo zu „Calling out“ – meinem absoluten Lieblingslied des vergangenen Jahres. Doc Emmett Brown heißt hier Marie Kobylka und ist die Sängerin von Cosby. Der Song selbst ist in seiner Machart eine so perfekte Reproduktion des Sounds der mittleren 80er: dominante Synths, Gitarrenriffs- und Soli, eine Mischung aus analogen und Syn- Drums. Dazu kommt eine unfassbar tolle, ausdruckstarke Gesangsstimme und ein wahnsinnig eingängiger Refrain. Ich persönlich fühle mich dabei an Songs wie „Out of touch“ von Hall & Oates oder „Sara“ von Starship erinnert. Beide Beispiele erfüllen die von mir genannten Merkmale, die auch „Calling out“ so besonders machen.
Und auch optisch machen Cosby (aus München) alles richtig. Da ist natürlich die Referenz an die 80er mittels des DeLoreans. Dann gibts selnbstverständlich noch die obligatorische Nebelmaschine, sexy in Szene gesetzte, äußerst expressive Musiker und natürlich Marie Kobylka, deren Auftritt hier an Madonnas „Open your heart“ erinnert. (Über Madonna gibts auch hier was.) Das Beste an alldem ist, dass Cosby diesen geilen Track akkustisch und optisch vollkommen unironisch umsetzen. Der Song ist keine Kopie, keine Verballhornung, kein Kommentar auf die 80er, sondern eine absolut hörens- und sehenswerte Fortentwicklung der 80er auf höchstem Niveau in allen Facetten. Wäre der Song in den 80ern erschienen, wäre er mit Sicherheit in mehreren Ländern auf Platz 1 gelandet. Sei es wie es sei. Bitte hört Euch „Calling out“ von Cosby an. Viel Spaß damit.