Helden meines späteren Teenageralters
Ich muss Euch mal von einer meiner größten Peinlichkeiten berichten. Doch dabei wird es nicht bleiben; meine Recherche förderte zudem etwas höchst Seltsames zu Tage. Es muss Mitte / Ende der 90er gewesen sein. Ich wohnte noch zu Hause, war entweder noch Abiturient, oder Zivi oder schon Student. Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls schaute ich auf dem elterlichen Fernseher ziermlich gern die Serie „Trio mit 4 Fäusten„. Cody Allen, Nick Ryder und Murray Bozinsky – das waren meine Helden. Diese drei Typen, die eigentlich überhaupt nicht zusammen passten: der Weiche, der Harte und der Nerd. Doch sie ergänzten sich derart, dass sie schließlich jeden Fall lösen konnten.
Nick alone
Irgendwann kam dann auf Pro Sieben eine Folge, bei der der von Joe Penny gespielte Nick Ryder den Leichnam eines Armeeangehörigen zu dessen Vater begleiten sollte. Im Verlauf der Folge gibt es einige Unstimmigkeiten dahingehend, wie der Soldat denn zu Tode gekommen sei. Nick und der Vater des Verstorbenen freunden sich irgendwie an und Nick ermittelt mehr oder weniger auf eigene Faust.
kein Happy End aber HAPPY XMAS
Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Plot- Twist. Jedenfalls bleibt der Sohn tot; es gab keine Verwechslung oder etwas Ähnliches. Es kommt jedoch heraus, dass der Sohn ein Held war. Ach was! Am Ende dann gibt es eine militräische Beerdigung mit Salutschüssen im tiefen Schnee und all dem, was Helden in US- Amerikanischen Serien bei Ihrer Beerdigung so verdienen. Ganz klammheimlich mischt sich dann ein wunderbares Lied unter diese Szene. Ich liebte dieses Lied auf Anhieb. Vermutlich habe ich auch geheult, weil es einfach extrem ergreifend war. Nein, ehrlich!
Ehrlich währt am längsten
Da ich zu dieser Zeit ziemlich oft komponierte und Lieder am Computer produzierte (z.B. hier), versuchte ich, auch aus diesem Lied eine eigene Produktion zu machen. Da niemand in meinem Umfeld die Serie so mochte, wie ich, vermutete ich, dass niemand dieses Lied irgendwie kennen wird. Niemand würde also merken, dass ich dieses eine Mal geklaut hatte. Ich hielt es für eine Komposition / Produktion, die nur für die Serie gemacht worden war. Wie falsch ich doch lag! Wenig später, ein paar Wochen oder vielleicht auch wenige Monate, stieß ich darauf, dass dieses Lied von John Lennon stammte und „Happy XMas (War is over)“ hieß. Obwohl es also Mitte der Neunziger schon mehr als 20 Jahre alt war, hatte ich es noch nie zuvor gehört. Und so stampfte ich die Produktion niedergeschlagen wieder ein. Man stelle sich das mal vor: Ich wollte UNWISSENTLICH, John Lennon beklauen! Auweia!
Sag ich doch!
Und jetzt kommt das Merkwüdige: Bei meiner Recherche zu diesem Artikel hier, suchte ich nach der entsprechenden Folge und fand sie auch recht schnell. Es handelt sich demnach um Folge 9 der 3. Staffel. Bei youtube.com fand ich das Original hiervon recht schnell. Der Name der Folge lautet im US-Amerikanischen Original „Home for Christmas„. Aufgeregt spulte ich bis zum Ende der Folge, also der Begräbnisszene, vor und ……. fand das Lied dort NICHT. What? Ich zweifelte an mir selbst. War meine Erinnerung derart falsch? Nein! Ich lud mir zu meiner eigenen Versicherung die entsprechende Folge von amazon prime in Deutsch herunter. Und? Ich hatte mich richtig erinnert. Da war der Song „Happy Xmas„, zwar nicht mit John Lennons Stimme, weil es irgendeine Art Cover war. Aber es war der Song, der damals so viel Eindruck auf mich gemacht hatte.
Kein Frust…Nicht heute
Ich kehrte zu youtube zurück, um herauszufinden, wie denn dieses Lied aus dem US-Amerikanischen Original hieß, denn jenes klang so schlecht nicht. Doch da war nichts zu machen. Stattdessen wunderten sich in den Kommentaren US-Amerikaner darüber, dass in der youtube– Version „Happy XMas“ fehlte. Was? Offenbar war der John Lennon- Song ursprünglich im Original auch zu hören und wurde später aus Gründen, die ich mit meiner Recherche nicht nachvollziehen konnte, ausgetauscht. Und zwar gegen einen Song, den ich dann auch nicht finden konnte. Ganz schön frustrierend. Aber zu Weihnachten will ich mich nicht ärgern lassen: Viel Spaß mit „Happy XMas (War is over)“ von John Lennon und Yoko Ono.
PS: Der Darsteller des verstorbenen Sohnes ist gleichzeitig auch der Regisseur der Folge und dessen leiblicher Vater spielt auch den Vater in dieser Folge. Zu verwirrend? Also: Der Regisseur ließ seinen eigenen Vater in einer Fernsehshow über den eigenen, fiktiven Tod trauern. Was gab es denn da familienintern zu verarbeiten?