eine wahnsinnige Zeit
Das war schon eine seltsame Zeit damals, als dieser Song herauskam. Veröffentlichungsdatum war der 12. November 1990. Die deutsche Einheit war gerade mal knapp 6 Wochen jung. Am 3. September 1990 kam ich als Staatsbürger der DDR, aber mit Westmark als Taschengeld, in die 7. Klasse einer Polytechnischen Oberschule. Da war ich schon seit meiner Einschulung 1984 hingegangen. Auch neue Bundesländer gab es im September 1990 da schon. Ich wohnte plötzlich nicht mehr im Bezirk Halle, sondern im neuen Bundesland Sachsen- Anhalt. Der Streit um die künftige Landeshauptstadt liegt mir noch in den Ohren. Da ich näher an Halle/Saale lebte, war natürlich auch bei mir, umfeldgeprägt, meine Empörung groß, dass plötzlich Magdeburg die Hauptstadt des neu geschaffenen Bundeslandes war. Tja, und dann kam der 3. Oktober 1990. Plötzlich hatte ich, mitten im Schuljahr, noch vor den Herbstferien, eine andere Staatsbürgerschaft, ohne den Wohnort oder die Schule gewechselt zu haben. Wahnsinn!
Das Weltwunder CD
Seit der Währungsreform am 1. Juli 1990 war die Ostmark verschwunden und die Leute hatten plötzlich D-Mark als Lohn und in der Tasche. Gleichzeitig änderte sich natürlich das Warenangebot in den Läden und jede(r) in meinem Alter (+/-) hatte plötzlich einen Bedarf an CD- Playern und natürlich auch CDs. Was für den Westen schon keine große Neuerung mehr war, schließlich gab es die CD schon seit Anfang der Achtziger, war für mich als Ex- Ossi, wegen der Klangbrillianz eine Art ungekürtes Weltwunder.
Bolshy als broke teenager
Dummerweise hatte ich mir im Sommer von meinem Taschengeld schon kurz vor oder nach meinem 13. Geburtstag einen 40 cm- Philips– Fernseher für mein Kinderzimmer gekauft. Meine Eltern wollten mich damals im Elektronikfachhandel noch davon überzeugen, irgendeinen billigeren Apparat zu kaufen. Aber nein, ich wollte unbedingt diesen Philips, allein schon deshalb, weil da Philips drauf stand und ich die Marke aus der Werbung kannte. 648 DM kostete mich das Teil. Und danach war ich „broke“, wie meine kleine Tochter heutzutage zu sagen pflegt. Immerhin hielt das Teil ewig. Noch ca. 15 Jahre später stand es immer noch in meinem elterlichen Haushalt irgendwo herum und funktionierte sogar noch.
einsame CD
Später im Jahre 1990 reichte mein Geld also nicht mehr für meinen ersten CD- Player. Für meine erste CD, „Behaviour“ von den Pet Shop Boys war Ende 1990 aber noch Geld da. Und so stand da einsam und verlassen eine CD bei mir im Zimmer rum und wartete auf ein Abspielgerät, welches ich dann irgendwann im späten Frühling oder frühen Sommer 1991 kaufen konnte. Aber! Einer meiner Klassenkameraden, der auch gleichzeitig in meinem Dorf nicht weit weg wohnte, hatte schon ein Abspielgerät und eine CD, auf der „A better love“ drauf war. Vermutlich ein Sampler. Ich erinnere mich nicht mehr so genau daran. Irgendwann im Frühjahr hatten wir Kinder in unserer Schule so eine Art Talentwettbewerb. Mein Kumpel und ich wollten jedenfalls daran teilnehmen. Ich hatte ein Keyboard, weil ich kurz zuvor in der Musikschule angefangen hatte. Und er hatte einen Player und eine CD und keine Scheu vor Menschenmassen.
Milli Vanilli aus der Provinz
Was tun? Die zündende Idee war recht schnell gefunden. Wir würden „A better love„, den Song, den wir damals ziemlich geil fanden, im Voll- Playback vor der versammelten Schülerschaft darbieten. Ich würde so tun, als könnte ich schon richtig gut Keyboard spielen. Und er würde sich etwas schnappen, was aussah wie ein Mikrofon, wild rumhampeln und dancen und den Mund so bewegen, als hätten wir irgendeine Ahnung davon, was Londonbeat da genau singen. Ja, wir hatten seit kurzem Englisch- Unterricht (ab Klasse 7) gehabt und ja, es gab die Songbooks in der Bravo. Da hätte man sich den Text einprägen können. Ich weiß gar nicht, ob wir so ein Songbook damals zu dem Song hatten. Aber selbst wenn. Unser Englisch wäre nicht gut genug gewesen, um das Lied schnell mal zu lernen.
15 minutes of fame
Ich habe null Erinnerung daran, wie unser Auftritt damals aufgenommen wurde. Ich erinnere mich nur noch daran, wie wir geübt haben und mein Kumpel wild herumsprang. Ausgelacht wurden wir, glaube ich, jedenfalls nicht. Wir konnten auch danach noch erhobenen Hauptes die Schule betreten. Wie auch immer. Londonbeat war seit August 1990 mit „I’ve been thinking about you“ all überall zu hören. Alle schienen diesen Song zu lieben. Mein Geschmack war das nicht ganz. „A better love“ hingegen prägte sich bei mir sofort als netter, kleiner, melodischer, leicht souliger Popsong ein. Ich hab’s heute mit größter Vorsicht mal wieder angemacht, um zu sehen, wie es heute auf mich wirkt. Ergebnis: Alles gut. Der Song hat nichts seiner Güte über die Jahre verloren. Viel Spaß nun mit Londonbeat und „A better love„
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