Bolshy und der Assoziationsblitz
Als ich mich durch die neuen Songs der Woche wühlte, blieb ich bei dem Namen dieses Songs hier („Death do us part„) hängen. Sofort erinnerte ich mich an eben jenen Song von Madonna, der einen ähnlichen Titel trägt. „Till death do us part„. Das war damals die B-Seite der 7“- Single von „Dear Jessie„. Das Ding hatte gerade so etwas wie seinen 36. Geburtstag. Erschienen am 4. Dezember 1989 war „Dear Jessie“ einer jener Songs, die in jener, nicht nur für mich, faszinierenden Episode deutscher Geschichte erschienen war. Die Mauer war durchlässig geworden, bzw. schon zu großen Teilen abgebaut. Und trotzdem waren meine Familie und ich noch DDR- Bürger. Die Wiedervereinigung mit dem anderen Teil Deutschlands war immanent und Westprodukte überschwemmten zu horrenden Preisen und abstrusen Umtauschkursen mittels windiger HändlerInnen den ostdeutschen Markt.
Das Disc- Center Weikersheim
Ich hatte es an anderer Stelle schon mal erwähnt. Meinen ersten CD- Player bekam ich irgendwann im mittleren oder späteren Frühling 1991. Bis dahin hörte ich Schallplatten und natürlich selbst aufgenommene Kassetten. Vor allem die NDR 2– Hitparade war damals meine Quelle aber auch DT64, die manchmal ganze Alben ohne Reingequatsche abspielten. Und irgendwann in dieser Zwischenzeit kam Werbung für das Disc- Center Weikersheim in den Briefkasten gesegelt. (Ich habe gerade mal nachgeschaut. Das Unternehmen musste 1999 Insolvenz anmelden und ist somit schon lange Geschichte.)
Musikbestellung vor 35 Jahren
Na jedenfalls war das damals so ziemlich die einzige Möglichkeit bei uns auf dem Dorf, Musik zu bestellen. Die nächste Kleinstadt war 10 km entfernt und hatte nur einen Musikladen mit begrenztem Angebot. Zur nächsten Großstadt fuhr nur alle 2 Stunden ein Bus und das Internet gab es noch nicht. Also musste man mit einem echten Katalog ganz analog und haptisch Musik bestellen. Das war dann ein dickeres A5- Heft mit sehr dünnen, unbebilderten Blättern, auf denen schier unendlich viele Original- Tonträger bestellt werden konnten, Bestellschein am Ende inklusive. Und da die Versandkosten so hoch waren, taten sich mein Kumpel und ich und manchmal auch mein Onkel zusammen, um eine etwas größere Bestellung zu machen und die Versandkosten zu teilen.
Like a prayer
Wenn ich mich recht entsinne, waren die KünstlerInnen darin alphabetisch geordnet. Und unter dem Künstler/der Künstlerin/den Künstlern waren dann die Tonträger entweder alphabetisch oder chronologisch geordnet. So genau weiß ich das nicht mehr. Ich schaute im Katalog immer nur nach KünstlerInnen, die ich kannte und suchte dann die Sonderangebote. Tja, und irgendwann mal war die 7″- Single von „Dear Jessie“ mit „Till death do us part“ von Madonna im Angebot und gehört bis heute mir. Viel später erst sollte ich erfahren, dass beide Songs Teil des Albums „Like a prayer“ waren.
Moral damals und heute
Was war das damals für ein Skandal, als die erste Single „Like a prayer“ am 3. März 1989 vom Album vorab ausgekoppelt wurde! Die Kirche lief damals Sturm gegen dieses, aus Sicht der katholischen Kirche, zu tiefst blasphemische Video. Tja, das sind so Dinge, die die Leute Ende der 80er aufgeregt haben. Mit all der nackten Haut und den vielen „Fucks“ in vielen Songs heutzutage fragt man sich rückblickend kopfschüttelnd, wie stockesteif die Moralvorstellungen damals gewesen sind.
Fridayy, Mariah the Scientist: Death do us part
Aber zurück zum eigentlichen Smash of the Week. Der Song „Death do us part“ hatte es mir sofort angetan. Mein Puls ging runter und ich konnte mich den ruhigen R’n’B- Vibes dieses Stücks hingeben. Manchmal ist das der ausschlaggebende Punkt für mich. Meistens brauche ich was, was sofort ins Ohr geht und eventuell mitsingbar ist. Aber heute brauchte ich keinen Mindfucker sondern einen Mindsoother. Sagt man das heutzutage so? Keine Ahnung. Viel Spaß Euch nun mit „Death do us part“ von Fridayy und Mariah The Scientist.
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