Rückblick
Vor vielleicht 10 Jahren oder mehr war ich an einer anderen Schule tätig. Ich war Klassenlehrer einer 10. Klasse. Eine meiner Lieblingkolleginnen unterrichte eine andere 10. Klasse. Und in jener Klasse war ein Mädchen, mit der ich ab und zu mal auf dem Flur quatschte. Sie hatte immer ein Philip- Poisel– Sweatshirt an. Bis dato kannte ich diesen Menschen gar nicht. Irgendwann fragte ich sie danach, wer das denn sei. Sie wunderte sich ein wenig, dass ich ihn nicht gekannt hatte und klärte mich darüber auf, dass das doch ein einigermaßen bekannter Sänger war. Nach diesem „Vorfall“ kokettierte ich mit meiner anfänglichen Unwissenheit und fragte sie jedes Mal, wenn ich sie mit diesem Sweatshirt sah: „Was? Wer ist Philipp Poisel?“ Anfangs war sie dann immer etwas genervt und später konnte sie nur noch darüber lachen. Welches Unrecht ich ihr doch damit tat, mir den Kerl nicht wenigstens mal anzuhören!
Melancholie
Jahre! später stolperte ich dann noch mal, ohne ihr Zutun, denn ich war jetzt an einer anderen Schule, über Philipp Poisel. Im Fernsehen oder im Radio kam „Zum ersten Mal Nintendo„! Noch nie hatte ich bei einem Song so schnell Gänsehaut bekommen. Noch nie musste ich so schnell bei einem Lied heulen. Was für ein Song! Auch wenn keines der darin geschilderten Erlebnisse irgendwas mit mir zu tun hatten, fand ich mich in dem Song zu 100 Prozent wieder: die kleinen Kindheits- Jugendanektoten, die einen voller Wehmut auf die Vergangenheit und die Heimat blicken lassen. Die zurückhaltende Instrumentierung und die melancholische Singmelodie rundeten den Song zur vollkommenen Vergangenheitsbewältigung ab.
Unschuld
König Boris hat nun einen ähnlichen Song vorgelegt. Auch hier schwelgt der Künstler in der Vergangenheit, jedoch mit weniger Melancholie. Und auch die Erlebnisse und Ansichten, die er hier beschreibt, sind inhaltlich nicht wirklich Dinge, mit denen ich mich identifizieren könnte. Insgesamt ist König Boris‚ Song weit weniger unschuldig als Philipp Poisels Meisterwerk. Macht nichts. Sowohl die Instrumentierung als auch die Melodie sprechen voll meine Melancholie- Empfangsanlage an. Insofern kann ich diesen Song hier vollkommen ruhigen Gewissens und voller Überzeugung den Titel Smash of the week verleihen. Viel Spaß Euch also nun mit König Boris und „Kiss me kiss me„.
PS: Gerade erst gecheckt: Sowohl Philipp Poisel und König Boris teilen sich ein und denselben Geburtstag. 🙂 Den haben sie übrigens mit Paul McCartney und dem aufstrebenden Jungstar suburber gemeinsam.
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