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Taylor Swift: 1989 (Taylor's version)

Taylor Swift: 1989 (Taylor’s Version)

Mit oder ohne Zusatz

Um es vorweg zu sagen: ich beginne zwar, zu verstehen, warum es mittlerweile 4 Alben gibt, die den Zusatz „Taylor’s Version“ tragen, durchblicke die finanziellen Ausmaße des Ganzen aber nicht wirklich. Im Übrigen: Auf absehbare Zeit wird es insgesamt 6 Alben mit dem Zusatz „Taylor’s Version“ geben. Das 4. mit diesem Zusatz erschien am 27.10.2023. Das eigentliche Album, also „1989“ ohne den Zusatz „Taylor’s Version“, erschien witzigerweise auch am 27.10., allerdings 9 Jahre zuvor, am 27.10.2014. Warum der Stress? Wieso tut sie sich das an? Weshalb geht sie auf eine höchstwahrscheinlich sehr Kräfte zehrende Tour („Era’s Tour„) vom 17.4.2023 bis 23.11.2024 und nimmt nebenbei nochmal ihre alten Alben auf?

Masterrechtegeschacher

Taylor Swift begann ihr musikalisches Leben als Country- Sängerin. So viel dürfte bekannt sein. Ihren ersten Plattenvertrag unterschrieb sie im Jahre 2005 bei Big Machine Records. Da war sie gerade 15 oder 16. Der ganze Stress bzw. der Auslöser für die „Taylor- Versionen“ begann dann im Jahre 2019, als Scott Borchetta, der Gründer des Labels Big Machine Records, sein eigenes Label verkaufte. Käufer war Scooter Braun, über dessen „incessant, manipulative bullying“ (= unaufhörliches, manipulatives Tyrannisieren) sich Taylor Swift später bei tumblr aufregte. Sie befürchtete den Weiterverkauf ihrer Master- Rechte an irgendjemanden anders durch Braun (, womit sie auch Recht behalten sollte. Die Masterrechte an ihren ersten 6 Alben, die sie bis einschließlich Mitte 2019 herausgebracht hatte, wurden von Braun 2020 an die Shamrock Holding weiter veräußert).

2 Urheberrechte

Nun muss man wissen, was das mit den Rechten auf sich hat. Da gibt es im Grunde genommen zweierlei Rechte. Zum Einen gibt es da das Urheberrecht der KOMPOSITION. Da Taylor Swift fast alle ihrer Songs seit je her allein komponiert, gebührt ihr dieses Recht. Bei einigen Songs sind zwar auch andere SchreiberInnen beteiligt; allerdings gibt es keinen Taylor- Swift– Song, an welchem sie nicht beteiligt wäre. Dieses KOMPOSITIONSurheberrecht kam Taylor Swift bei Ihrem Streit zu Gute. Dazu gleich. Dann gibt es noch das Urheberrecht der Aufnahme an sich. Der Eigentümer der AUFNAHMEN ist das Label. Und das war eben, bis zum Weiterverkauf an die Shamrock Holding, Big Machine Records. Das heißt, wer auch immer diese AUFNAHMEN- Rechte besitzt, kann mit jedweder Veröffentlichung dieser AUFNAHMEN Geld verdienen.

Jede(r) hat Rechte, keine(r) hat Pflichten

Die Aussagen zum Streit gehen ein wenig auseinander. Scott Borchetta, der nach dem Verkauf an Braun, Geschäftsführer bei Big Machine Records blieb, behauptete, Taylor Swift hätte die Möglichkeit gehabt, diese AUFNAHMEN- Rechte zu kaufen. Taylor Swift wiederum behauptet, sie hätte wohl diese AUFNAHMEN- Rechte kaufen können, allerdings waren die Bedingungen für sie nicht akzeptabel. Also stritt man sich. Big Machine Records verbot Taylor Swift, ihre eigenen Aufnahmen bei einem Auftritt zu verwenden und brachte bisher unveröffentlichte Aufnahmen heraus, die Taylor Swift nie veröffentlichen wollte. Taylor Swift entschied sich daher zu einem ungewöhnlichen, bisher nie dagewesenen Schritt. Um wieder AUFNAHMEN- Rechte für ihre Musik zu besitzen, musste sie ihre Musik „einfach nur“ neu aufnehmen. Die KOMPOSITIONS- Rechte hatte sie ohnenhin. Es waren ja ihre eigenen Kompositionen. Nur dieser Fakt machte es ihr so leicht, diesen ungewöhnlichen Schritt zu gehen.

Wer oder was hat hier eigentlich gewonnen? (1)

Ich traue mir nicht, das alles abschließend vollumfänglich zu bewerten. Den Idealismus von Taylor Swift, auch das Sagen darüber haben zu wollen, was ihr geistiges Eigentum ist, kann ich verstehen. Ich bewundere auch ihren Kampfgeist, gegen die sonst übermächtigen Labels vorzugehen und dabei sogar als Gewinner hervorzutreten.

Wer oder was hat hier eigentlich gewonnen? (2)

Was macht das alles mit den Fans? Denen wird natürlich für 6 Alben jetzt zum zweiten Mal das Geld aus der Tasche gezogen. Als Fan bist Du ja quasi gezwungen, alles von deinem Lieblingsstar zu besitzen. Das kann ich nachvollziehen. Mir geht es mit meinen Pet Shop Boys ähnlich. Ich persönlich würde auch zu einem Taylor- Swift– Konzert gehen. Ich habe einfach mal spaßhalber nach Karten in Warschau geschaut. Die billigsten Tickets kosteten trotzdem noch knapp 400 Euro. Taylor Swift scheint mir, nach allem, was ich über sie weiß, nicht unbedingt geldgierig zu sein. Sie ist gemeinhin für ihre philantropische Lebensweise bekannt, spendet hier und da Geld, entlohnt die HelferInnen auf Tour mehr als fair. Es drängt sich mir nur so ein bisschen die Befürchtung auf, dass Taylor Swift, bei all dem Merch, den Veröffentlichungen und den teuren Konzerttickets, den Blick für die finanziellen Möglichkeiten eines gewöhnlichen Fans übersieht.

Singles allerorten

Ich breche hier einfach mal ab und will die moralischen Aspekte des wirtschaftlichen Handelns nicht weiter beleuchten. Fakt ist, „1989“ war im Jahre 2014 schon ein Knaller- Album. Die „Grundversion“ erhielt damals 13 Songs, inklusive der 7!!! Singles, die extra ausgekoppelt wurden. Was für ein Wahnsinn! (Michael Jackson hat von seinem 1987er Album „Bad“ mal sogar 9 von 11 Liedern ausgekoppelt.). Die Deluxe- Version des Albums enthielt damals 19 Songs, inklusive ein paar Voice- Memos, die Taylor Swifts Arbeitsweise illustrieren. Die 2023er Neuaufnahme „1989 (Taylor’s Version)“ enthält gar 21 Titel. Die Voice- Memos fehlen. Dafür sind ein paar bis dato unveröffentlichte Songs from the vault auf dem Album.

Rekreation eines unfassbaren Albums

Ich habe es bei 2 Liedern versucht, einen Unterschied zwischen den alten und den neuen Aufnahmen herauszuhören. Die 2023er Version klingt vielleicht einen Hauch klarer. Ansonsten sind alle Spuren scheinbar exakt gleich miteinander abgemischt worden. Und nicht nur die Spuren sind gleich. Auch alle Instrumente und sonstigen Klänge wirken deckungsgleich. „1989 Taylor’s Version“ klingt alles in allem wie eine exakte Kopie von „1989„, nur eben ein klitze kleines Bisschen besser. Als Anspielprobe würde ich hier gern „Style“ empfehlen. Ich liebe diesen Song. Aber: Ein Artikel darüber ist hier schon im Frühjahr erschien. Stattdessen lege ich Euch hier „Wildest Dreams“ ans Herz legen. (Wie kann man nur solche unfassbar eingängigen Songs kreieren? Ich verstehe es nicht!) Viel Spaß damit.

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