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Wir sind Helden: Soundso

Wir sind Helden: Soundso

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Genialität in Perfektion

Kennt ihr das? Es gibt so eine Handvoll Lieder für mich, da könnte ich jedes Mal losheulen. „Soundso“ ist so ein Lied. Es ist für mich mit Vernunft nicht zu erklären. Das Lied berührt mich bei jedem Hören derart, dass ich in eine wohlige Schwermut verfalle. Auf irgendeine Art, die ich mir nicht erklären kann, ist das Lied eine Art Entität, ein tatsächliches Wesen, welches mich ganz warm und verständnisvoll an die Hand nimmt und mich mit unendlicher Liebe streichelt. Ich bin oft zynisch, doch die Sätze davor meine ich genau so, wie ich sie niedergeschrieben habe. Ich will mit Euch während des Schreibens auf die Suche danach gehen, warum mir das Lied so viel bedeutet.

Superband – bitte nicht

Alles fing damit an, dass ich im Jahr 2003 mit meinem Referendariat an einer Gesamtschule in einer deutschen Kleinstadt begann. Ich unterrichtete in den Klassen 7-10. Da ich irgendwie schon immer sehr musikaffin war, freundete ich mich natürlich dort sofort mit den MusiklehrerInnen an und trat dem Schulchor (als einziger Lehrer) bei. Wann immer es ging, schlurfte ich durch die Gänge zum Musikraum und traf dort auch immer auf ein paar GymnasiastInnen, die dort ebenfalls gern rumhingen. Dadurch bekam ich dann natürlich Einblicke in deren Lebenswelten. Das Album „Die Reklamation“ war damals unter diesen jungen Menschen im Jahre 2003/2004 der heiße Scheiß schlechthin. In dieser Zeit habe ich „Denkmal„, „Aurélie“ und „Guten Tag“ bestimmt je eine Million Mal gehört. Die GymnasiastInnen hörten gefühlt NICHTS Anderes als diese, damals neue, „Superband“ Wir sind Helden.

Bolshy ist befremdet

Ich ticke jedoch leider nunmal so, dass ich bei Musik ab und an mal skeptisch werde, wenn mir die halbe Welt unisono irgendetwas überhelfen will. Und so ließ ich damals Wir sind Helden einfach an mir abperlen. Sie störten mich nicht, weil die Songs ja nicht gaaaanz gruselig waren, aber ich fand diesen Megahype unter diesen jungen Leuten für diese seltsame neue deutsche Band extrem befremdlich.

Die sind ja gar nicht schlecht?!

Anfang 2005 verließ ich diese Schule, beendete mein Referendariat anderswo und verlor Wir sind Helden aber dennoch nicht wirklich aus den Augen. Jetzt, wo mir keiner mehr in meinen Musikgeschmack reinquatschen konnte, wurde mir die Band ganz laaaangsam sympathisch. „Gekommen um zu bleiben“ vom zweiten Album „Von hier an blind“ fand ich noch einigermaßen nervtötend; „Nur ein Wort“ war aber gar nicht so übel. Aber dann kam „Soundso„!

Chapeau!

Warum mir „Soundso“ so nahe geht, ist eventuell eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Mich zum Beispiel spricht ein Lied zunächst auf der melodischen Seite an. Und diesbezüglich haben Wir sind Helden eine unfassbar geniale Verschmelzung der Bridge am Ende mit dem Outro hinbekommen. Bei 2:56 schleicht sich klammheimlich die Refrainmelodie in die Bridge mit ein. Die gesungene Bridge läuft trotzdem weiter. Bei 3:13 setzt plötzlich der Refraingesang ein und setzt sich auf die Bridge- melodie. Und das passt so fantastisch! So etwas hatte und habe ich bisher nirgendwo hören dürfen. Chapeau!

Pre- Therapie

Die lyrische Komponente eines Songs eröffnet sich mir erst, nachdem ich einen Zugang zur Melodie gefunden habe. Und bei „Soundso“ singt Judith Holofernes über Menschen, die andere Menschen gern begreifen wollen, sie in Schubladen stecken wollen. Natürlich machen Schubladen einem das Leben einfacher, geordneter. Aber so simpel sind Menschen nun mal nicht. Jede(r) von uns hat so derart viele Facetten an sich und so viele Eigenarten, die seine/ihre Identität ausmachen, die das Stecken in Schubladen vollkommen absurd erscheinen lassen. Und eine Ebene darüber wird es im Song noch absurder: Obwohl wir selbst nicht in ein Ordnungssystem gepresst werden wollen, versuchen wir das mit Anderen. Was bedeutet das alles in letzter Konsequenz? Im Grunde genommen sollte „Soundso“ das Lied einer jedene Bandansage aller PsychotherapeutInnen werden. Da würde die Therapie quasi schon vor der Verabredung eines Termins beginnen. Ernsthaft!

Unverzichtbar!

Vielleicht ist es aber auch, drittens, Holofernes‚ unschuldig zerbrechliche Stimme bei „Soundso„, die mir so nahe geht. Ich kann es nicht sagen, wirklich nicht. Es ist höchstwahrscheinlich diese perfekte Mischung aus den drei genannten Komponenten, die „Soundso“ zu einem für mich unverzichtbaren Song in meinem Leben machen. Ich wünsche Euch jedenfalls wieder viel Spaß dabei.

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