Andy Warhol und die Eissporthalle
Es gibt ja diese von Andy Warhol geprägte Metapher der „15 minutes of fame„. Mehr oder weniger geht es da ja um die Flüchtigkeit von Ruhm. Warhol wäre sicherlich nicht böse, wenn man das im Bereich der Popmusik auf One-hit-wonder anwendet. Nun, bei mir waren es nicht 15 Minuten, sondern vielleicht 15 Sekunden. Als ich damals um die Jahrtausendwende studierte, hatte ich auch einen kleinen Studentenjob. Ich arbeitete in einer Eissporthalle und musste im Wesentlichen immer Schlittschuhe verleihen oder anschleifen und manchmal auch Eintrittskarten kontrollieren. Der Job war einfach, aber nicht wirklich langweilig. Diese Jobs in der Eissporthalle ließ man aber ausschließlich von StudentInnen oder älteren SchülerInnen verrichten. Und so hatte man immer jemanden um sich, mit dem man die Zeit durch Blödeleien totschlagen konnte.
Skip to track 11
Da ich, während ich studierte, noch bei meinem Eltern in einem Dorf wohnte, musste ich den Weg zur Uni oder zur Arbeit (in derselben Stadt) immer mit dem Auto zurücklegen. Reichliche 20 km waren das – eine gute Gelegenheit um sich von zu Hause eine CD einzustecken, und die im Autoradio zu hören. Und so kam es, dass ich mir eines Morgens „Dizzy up the girl“ von den „Goo Goo Dolls“ mitnahm. (Wenn man jung war, kaufte man sich manchmal ein Album nur wegen eines Songs.) Ich hatte vermutlich den Film „Stadt der Engel“ vorher gesehen und war begeistert vom Song „Iris„. Und da ich schon damals schon kein Rock-Fan (siehe z.B. hier)war, wurden die anderen Songs immer geskipped. So einen Unsinn würde man heute nicht mehr machen. Da kauft man sich eine einzelne MP3 von Apple Musik oder streamt den Song von Spotify in Dauerschleife.
Inbrunst zahlt sich aus: 15 Sekunden Ruhm
Wenige Kilometer vorm Ziel hatte ich „Iris“ schon ein paar Mal gehört und schrie den Refrain voller Inbrunst fast jenseits der Fähigkeiten meiner Stimmbänder und unter vollem Einsatz sämtlicher Körperteile in die Fahrerkabine. Natürlich hatte ich vorher im Mitelinstrumentalteil exakt rhythmisch die Luftgeigen mitgespielt. Der Song hatte mich gefangengenommen. Aus dem Seitenfenster sah ich dann plötzlich eine Familienkutsche, die ganz langsam auf der Überholspur der Schnellstraße an mir vorbeizuckelte. Hinten saß ein kleines Kind von 8,9 oder 10 Jahren, was sich wahnsinnig köstlich amüsierte und mich megabreit anlächelte. Das waren meine 15 Sekunden Ruhm. Danke „Goo Goo Dolls“ für diesen kurzen Moment. Vielleicht hatte sich ja das Kind über mich lustig gemacht? Nein! Das kann nicht sein. Ich war ein Star! Basta!!! Viel Spaß jedenfalls mit den „Goo Goo Dolls“ und „Iris„.