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M83: Fantasy

M83: Fantasy

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Album Smash of the Month: nur am Anfang eine Zwickmühle

Ich bin jetzt gerade in einer Zwickmühle. Bisher (Stand: Vormittag 22.03.2023) habe ich in diesem Monat schon in viele Alben reingehört und M83: Fantasy für am Besten befunden. Vorgenommen hatte ich mir, bis zum 24.3. zu warten. Ich wollte erst in Depeche Modes: Memento Mori eintauchen, um mich auf meinen Albums Smash festzulegen. Sowohl M83 („Oceans Niagara„) als auch Depeche Mode („Ghosts again„) hatten mit ihren Albumvorabsingles ordentlich vorgelegt. Und nun ist es doch mit einiger Deutlichkeit M83 geworden. Die folgenden Absätze erklären, warum.

Alan is missing

Ich kann mit dem Song „My cosmos is mine“ von Depeche Mode, welcher Anfang März „geleaked“ wurde, rein gar nichts anfangen. Ich bin zwar ein Depeche Mode-Fan, doch „My cosmos is mine“ offenbart wieder genau die Dinge, die mich von vielen neuen Mode– Sachen entfremdet haben: zu viel Gefrickel, zu viel Darkness, zu viel gewollte Dissonanzen in Komposition und Produktion. Seit Alan Wilders Weggang ist die klare Linie eindeutig abhanden gekommen. „It’s no good“ und „Home“ waren noch Lichtblicke. Ich liebe auch „Precious“ und „Wrong„, doch dann hört es fast schon auf. Aus meiner Sicht wären Depeche Mode zwar heute nicht erfolgreicher, wenn Wilder noch mit an Board wäre. (Mit Legendenstatus wird sowieso alles hoch gejubelt.) Allerdings wäre die Musik selbst um Einiges hochwertiger: mindestens klanglich jedenfalls.

gefälliger, perfekt gebügelter, orgiastisch- sinfonischer Synthie- Bombast- Pop

Fantasy“ in eine Kategorie zu stopfen ist natürlich relativ problemlos möglich. Selbstverständlich handelt es sich beim neuen Album von M83 um „gefälligen, perfekt gebügelten, orgiastisch- sinfonischen Synthie- Bombast- Pop„. Manch einem mag hier das Wort „gefällig“ aufstoßen, weil es einen negativ konnotierten Touch hat; an dieser Stelle meine ich aber etwas Positives. Das Album will nicht nur gefallen, es tut es auch. Und es ist durch und durch als ein Anthony Gonzalez– Album erkennbar, auch wenn hier der ganz, ganz große Banger im Stil von „Midnight City“ fehlt.

Vangelis und die Zweistimmigkeit

Das Album fängt vollkommen unüblich mit Lagerfeuergitarrenklängen an. Breite, weite Synthieflächen und wenige Akkorde übernehmen und führen die Klänge in weite Ferne. „Oceans Niagara“ ist der zweite Song des Albums und wurde hier schon mal besprochen. „Amnesia„, der 3. Song des Albums, überrascht wiederum erneut mit einigen Gitarrenklängen und ist vermutlich der poppigste Song des Albums. Auch hier verwendet Gonzalez (zumindest so klingende) analoge Drums, die einen wahnsinnig spannenden Kontrast zur sonst sehr elektronischen Musik darstellen. „Us and the Rest“ klingt zuweilen ein klein wenig nach einer Ballade von Vangelis und lebt die M83– typische Gesangszweistimmigkeit in vollen Zügen aus.

OMD und Füllsong?

Ich weiß derzeit nicht, ob ich den 5. Song mag. Mit den einfachen, unakzentuierten Synth- Flächen und den Handclaps denkt man zuerst an eine billige OMD– Demo aus den 80ern. Doch plötzlich überrascht der Song und nimmt eine, nicht ganz zum Rest passende, Wendung hin zum Refrain. Zum Ende werden wieder die ganz großen Soundgeschütze aufgefahren und der Song klingt mit wahnsinnig treibenden, aber zu leisen, Schlagzeugbeats aus. Der ruhige 6. Song hat, zumindest für meinen Geschmack, Füllsong-Charakter und auch mit dem 7. Song geht es zurückhaltend weiter.

Mit Vollgas zu Mathieu

Doch dann gibt Gonzalez wieder alles und der Albumtitel- gebende Song „Fantasy“ ist der absolute Höhepunkt. Beim ersten Hören dachte sofort an Vladimir Cosmas geniale Filmkompositionen aus den späteren 70ern und frühern 80ern. Dieser Song würde unfassbar grandios in irgendeine Verfolgungsszene in „La Boum – Die Fete“ passen. Ich stelle mir bildlich vor, wie Vic ins Auto ihrer Omas steigt und sie beide Mathieu hinterher rasen. Beide wollen dann irgendwie einen Zug einholen, der Mathieu unwiderbringlich weg von Vic gezerrt hätte. Ach… „Über „Laura„, die zweite Single des Albums habe ich hier auch schon geschrieben, jedoch nicht über das kleine feine Saxophonsolo darin.

Der zweigeteilte Song und das Telespiel

Bei „Sunny Boy“ denkt man zu Beginn kurz, was denn ein „Police„-Song hier zu suchen hat. Nach einer reichlichen Minute startet der Song dann sehr poppig mit Synthiesequenzern durch – eventuell der tanzbarste Song des Albums, auch wenn die Akkordwechsel im Refrain kurz irritieren. Der Song hat von Gonzalez sogar einen zweiten Teil bekommen, eine Art Reprise, die in ruhiger Form die Akkorde ohne Schlagzeug, ohne Bass, ohne Sequenzer kurz noch einmal aufnimmt. „Kool Nuit“ ist ein Song, der wieder aus mindestens 2, wenn nicht gar 3 verschiedenen Kompositionen besteht. Alles beginnt mit ein paar echten Streichern, einer Frauenstimme (Kaela) in einer ruhigen Ballade, die an ein Musical erinnert. Nach ca. 3 Minuten dienen gesamplete 80er- Jahre- Telespielgeräusche als Brücke zum poppigeren Teil des Songs, an dessen Ende das übersteuernde Schreien Gonzalez‚ zu hören ist.

Das „Grande Finale“ fällt kleiner aus

Auch wenn der letzte Song „Dismemberment Bureau“ nicht das Grande Finale darstellt, was man sich vielleicht gewünscht hätte, ist M83s „Fantasy“ ein Album, was einen mehr als eine Stunde lang in eine andere Welt entführt. Nach Absetzen des Kopfhörers und Genuss des Albums, hat man das Gefühl, etwas Großes erlebt zu haben. Ich kann es nur wiederholen: Zieht Euch den Song „Fantasy“ rein und denkt im Refrain an Sophie Marceau. Und mit diesem Reinhörtipp wünsche ich viel Spaß mit M83 und Fantasy, meinem Albums Smash of the Month (of March).

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