Let the Beat drop
Ich weiß nicht, ob Phil Collins mit „In the air tonight“ der erst Künstler war. Vermutlich nicht. Auf jeden Fall hat es keiner vor oder nach ihm effektvoller gemacht. Die von mir sehr hoch geschätzten „Tears For Fears“ haben es auf ihrem 3. Album „The seeds of love“ mit dem tollen Song „Famous last words“ gemacht. Und als ich Ende November 2022 die Liste meiner Top Ten des Jahres 2022 zusammenstellte, bin ich auf einen gewissen „Q“ (nein, nicht der aus Star Trek) gestoßen, der dieses Stilmittel in der wahnsinnig gefühlvollen, R ´n` B- Ballade „Today“ clever eingebaut hatte. Was meine ich? Nun, ich nenne es mal den „späten Beatdrop“. All diesen zuvor genannten Beispielen ist gemein, dass sie sich unfassbar viel Zeit lassen, in welcher sich die Spannung in aller Ruhe beim Zuhörer breitmachen kann. Speziell bei „In the air tonight“ ist das fast schon ein kathartischer Moment, wenn dann endlich mal ein Schlagzeug einsetzt. Mein heutiger „smash of the week“ (Mo Lowda & the Humble: O.O.Y.O) benutzt den „späten Beatdrop“ auch sehr cool.
Seltsamer Titel, seltsamer Bandname
Als ich also heute das Internet nach einem potentiellen „smash of the week“ durchforstete, wurde ich schnell fündig. Ich skippte mich so durch die Tracks und blieb bei dem seltsamen Titel „O.O.Y.O.“ hängen. Beim Bandnamen wurde es nicht weniger seltsam. „Mo Lowda & the Humble“ heißen die Interpreten.
Nicht der richtige Baum – O.O.Y.O. – Text
Sucht man die Lyrics im Netz, findet man erstmal recht schnell heraus, dass es „out on your own“ bedeutet, also „allein rausgehen“. Um das zu deuten, muss man sich die Lyrics genauer angucken. Da quält sich ganz offenbar ein Mann, dessen PartnerIn ihn verlassen zu haben schien. Er fühlt sich wie Ball, der von ihr/ihm immer wieder ins nichts geschlagen wird. Der Refrain deutet an, dass es auch eine Trennung auf Zeit sein könnte, weil der Partner/ die Partnerin sich jetzt in irgendeiner Form selbstverwirklichen will. Sogar eine neue Liebe hat der/die Davongelaufene schon. Aber irgendwann gegen Ende der 2. Strophe, genau in dem Moment, wo sie/er ihn anzurufen versucht, fällt der „Erzähler“ eine Entscheidung und nimmt nicht ab. Die Beziehung scheint endgültig zu Ende. Lyrisch fällt die Bridge durch eine witzige Metapher auf. Der Erzähler übt sich in Selbstversicherung und nennt die Davongelaufene/den Davongelaufenen „den falschen Baum um ein Bellen daran zu verschwenden“. Leider ist das nicht nur witzig, sondern auch tief traurig, weil er sich offenbar wie ein Hund nach der Trennung fühlt.
Bandinfos: Mo Lowda & the Humble
Zur Band kann ich nicht wahnsinnig viel sagen. „Mo Lowda & the Humble“ haben weder einen englischen, noch einen deutschen Wikipedia-Eintrag. Angeblich hat man der Band den Stempel „Indie-Rock“ gegeben. Ein paar Mal habe ich im Internet gelesen, dass sie gern mit „Kings of Leon“ verglichen werden. Das ist nicht so weit hergeholt, wenn man sich die rockigeren Sachen der Band anhört. Da erinnert insbesondere die Stimme sehr an „Kings of Leon“. Gestartet ist die Band mit dem seltsamen Namen als Trio in Philadelphia. Der Mann am Bass wechselte vor wenigen Jahren. Im März wird nun wohl das mittlerweile 5. Album von „Mo Lowda & the Humble“ veröffentlicht werden. Auf Tour, und die Jungs gehen sehr häufig auf Tour, haben sie ein festes 4. Bandmitglied, ein „touring member“ mit an Board. Seit einem Tag nun, kann man die Vorabauskopplung „O.O.Y.O.“ bei youtube hören. Dass die Klickzahlen bei solch einem sparsam instrumentierten geilen Song immer noch zweistellig sind, ist eine Schande. Das Ding hat ein paar mehr Klicks verdient. Viel Spaß mit „Mo Lowda & the Humble“ und „O.O.Y.O.“
PS: Die Quellenlage ist dürftig. Ich konnte weder viel aus meinem Kopf oder wikipedia abrufen. Hier also die Quellen für die Bandinfos:
https://belltowermusic.org/artists/mo-lowda-the-humble/
https://www1.wdr.de/fernsehen/rockpalast/bands/mo-lowda-and-the-humble-banduebersicht-100.html
http://www.molowda.com/readycoat
https://www.jazzhausartists.com/fileadmin/images/user_upload/ML_Biography_and_Factsheet.pdf