Reinschmeißer / Rausschmeißer
Die negative Kritik will ich zuerst loswerden. Der Opener „Damn“ ist eigentlich ein Rausschmeißer. Ein bisschen Drum ’n‘ Bass, ein bisschen four-on-the-floor, eine Prise Sprechgesang und dazu immer wieder „Damn„. Der Titel erinnert mich, auch lautmalerisch, an den nur unwesentlich melodischeren Song mit dem Titel „Dang“ von Caroline Polachek. Rose Gray wird sich dabei schon was gedacht haben. Ich kenne das als Freizeitmusiker: Manchmal sieht man etwas in einem Song, einer Spur, einer Klangfolge und es bedeutet einem selbst irgendwas, erschließt sich Dritten aber nicht unbedingt. Es ist wie es ist und jetzt zur positiven Kritik. (Zusatz: Meiner Frau gefällt der Song hingegen ungemein gut.)
Die 90er sind zurück
Der zweite Song „Free“ erinnert mich zu Beginn ziemlich entfernt an die frühen 90er- Popstampfer, explodiert aber dann in einem geilen Refrain, in welchem Stakkato- Synths die Richtung vorgeben. „Wet and wild“ fühlt sich wie „Vogue“ von Madonna an, klingt allerdings mehr nach schweisstriefendem Four-on-the-floor- Hymne ohne memorablen Refrain oder dergleichen. Das ist aber bei der Art Song auch nicht wirklich von Nachteil. „Just two“ klingt weiter nach frühen 90ern, mit offener Hihat auf den Offbeats. Der Refrain erinnert ein wenig an „Blue“ von Eiffel 65. (Wer kennt das eigentlich noch?). Und auch bei diesem Song gibt es kein Durchatmen. Er fordert einen ziemlich unverhohlen zum Verbleiben auf dem Dancefloor auf.
Rose Gray gelingt ALLES
„Tectonic“ bietet die melodisch poppige, sehr lasziv gesungene, Entlastung nach 4 reinen Club- Kloppern. Danach gehts wieder, wie gehabt, in den Dancemodus. „Party people„, der Song mit dem F- Wort, wurde in meinem Blog vor wenigen Wochen schon mal angerissen. Er hatte es damals ganz knapp nicht zum Smash of the week geschafft. Track 7 „Angel of satisfaction“ beginnt wie ein verlorener ABBA– Track aus den 70ern. Und dann wird das Album irgendwie ruhiger. Der Rest ist zwar noch tanzbar, aber nicht mehr ganz so erbarmungslos, was die Rhythmen angeht. Den zehnten Track „First“ sollte ich wohl noch hervorheben. Klingt fast so, als wollte sich Frau Gray ein wenig in Richtung Trip Hop bewegen. Und das Experiment gelingt auch durchaus.
Louder, please
Aber als Anspieltipp muss ich trotzdem den letzten Song des Albums nennen, der wie das Album selbst „Louder, please“ heißt. Was für eine nette, sich Stück für Stück aufbauende Vokalcollage, die sich sphärisch wie ein laserblitz- durchtränkter Nebel über einen legt. Die Frau weiß, was ich mag. Ich bin mir nicht unbedingt sicher, ob das Album bei aoty.org am Jahresende eine Spitzenposition einnehmen wird. Man weiß immer nicht, was die anderen Leute so mögen. Aber je öfter ich das Album höre, desto besser wird es. Bei näherem Überlegen bin ich zuversichtlich, dass es sowohl bei KritikerInnen als auch bei Normalos super ankommen wird. Ich freue mich schon jetzt auf laue Sommernächte und die freundlich verdutzen Fragen meiner FreundInnen: „Ey, was hast’n da offjelecht?“. Und somit wünsche ich Euch viel Spaß mit Rose Gray und „Louder, please„.
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