Mit der „Seele“ fing für mich alles an
Joe Adhemar habe ich erst letztes Jahr auf Bandcamp entdeckt. Irgendwann Mitte des Jahres 2022 hatte er sein Album „About the Soul“ veröffentlicht, sein insgesamt 4. Album. In den Album-Credits auf Bandcamp nennt er hier Midge Ure, Vince Clark, Paul Buchanan und auch Giorgio Moroder wertschätzend als Musiker, deren Musik zu Recht die Jahre überdauert hat. Den gleichnamigen Song, der auch als Single ausgekoppelt wurde, hatte es mir besonders angetan und wäre beinahe in meinen Top 10 des Jahres 2022 gelandet. Ich liebe dieses Lied auch heute noch, nach x-fachem Hören. Es baut sich ganz langsam und ruhig auf. Joe Adhemar singt im mehrstimmigen Satzgesang im Hintergrund zu einem recht deutlichen Sequenzer und Stück für Stück kommen immer Beeps und Blips behutsam dazu. Die Strophenakkordwechsel kommen am Anfang recht überraschend. Da nimmt das Lied seltsame, spannende Wendungen, die den Hörer ganz kurz verwundert zucken lassen.
Beinahe keine Verbindung zu Supertramp
Im Grunde genommen muss ich mich gerade an einen Musiklehrer einer Schule erinnern, mit dem ich mal gern zusammengearbeitet habe. Dem hatte ich mal meine Liebe für Supertramp gestanden. Daraufhin sagte er, dass er die zwar auch toll fände. Allerdings wäre deren großes Talent seiner Meinung nach gewesen, aus einer Melodie wahnsinnig viel herauszukitzeln. Er wollte damit, glaube ich, sagen, dass sich Supertramp wiederholen. Das muss nichts schlechtes sein. „About the soul“ ist eine, trotz des seltsamen Akkordwechsels, simple Komposition, die sich zum Ende hin zwar immer wiederholt aber die Spannung bis zum Schluss dadurch steigern kann.
Mein neues Lieblingswort: „straightforwardig“
Das Gleiche könnte man jetzt auch über meinen „Smash of the week“ sagen. Jedenfalls veröffentlichte Joe Adhemar am 1.2.2023 sein 5. Album „The Synesthete“. Das Album bedeutete für ihn in Gänze eine sanfte Abkehr von allzu Synth- geprägten Klängen. Bisher gibts zwar keine Singleauskopplung; mir gefällt jedoch der Track „Hopper“ ausgenommen gut. Hier spielen die Synths noch eine etwas größere Rolle als auf dem Rest des neuen Albums. Das Rhythmusgerüst wird gebildet von einem knackigen und schnörkellosen, „straightforwardigen“ Schlagzeug, was zwar ganz schön analog klingt, aber vermutlich nicht ist. Joe Adhemar singt wieder selbst und lässt sich im Background von einer gewissen Skylu unterstützen. Die Gesangsmelodie hat auch keine besonderen Höhen oder Tiefen und bewegt sich in einem engeren Rahmen. Und auch eine Bridge gibt es nicht wirklich. Als Abwechslung dient lediglich ein gesangsloses Instrumentalstück. Meine letzten 3 Sätze sollen bitte nicht falsch verstanden werden: Joe Adhemar beschränkt sich hier auf das Wesentliche und das macht den Sound des Songs im Positiven aus. Das Ding ist einfach eine sehr coole, straighte Popnummer.
Beinahe allein
Das Album „The Synesthete“ ist bisher nur auf bandcamp erschienen. Da auch seine anderen vier anderen Alben auf apple music/itunes usw. erschienen sind, scheint ein Erscheinen dort eventuell nur eine Frage der Zeit zu sein. Wie bei allen anderen Alben zuvor, ist Joe Adhemar wieder Schreiber, Musiker, Produzent und Remixer in Personalunion. Bei lediglich zwei Tracks hilft ihm die o.g. Skylu. Jim Sanger unterstützt ihn wiederholt an Gitarre bzw. Bass. und hat sogar ein paar writing-credits für den Opener des Albums. Und dann ist da noch ein 6 jähriger Alfie Adhemar, der Track 6 im Background aushilft. Auch wenn das Album insgesamt weniger synthielastiger ausfällt, habe ich größte Hochachtung vor Joe Adhemar, der es draufthat, großartige Musik beinahe im Alleingang zu zaubern. Viel Spaß mit „Hopper (feat. Skylu)“. (Bitte bei Bandcamp hören – geht auch ohne Konto dort!)
PS: Antwort vom Künstler
Auf meine Nachfrage via twitter, wann denn die Songs auch auf anderen Plattformen außer bandcamp.com zu hören seien würden, antwortete mir Joe Adhemar recht zügig am 1.2.2023: „Hopper“ und 3 weitere Songs werden auf einer EP von ihm auf Streamingplattformen am 26.3.2023 erscheinen. Daher gibt es zunächst einmal in meiner Playlist auf Spotify „nur“ den Song, der es mir letztes Jahr von Adhemar angetan hat: „About the soul„.
PPS: Nachtrag von mir
Ich hatte ja keine Ahnung. Als ich den Artikel vor ein paar Wochen schrieb, wusste ich zwar, dass es eine Serie namens „Stranger things“ gab, hatte sie ab gemieden, weil mich der Hype nervte. Meine große Tochter drängte mich daraufhin, es doch endlich mal zu schauen. Und jetzt weiß ich Dummerchen auch, wer Hopper ist. Was für ein großartiger Held, was für eine tolle Serie“ „Stranger things“ spielte inzwischen in mehreren meiner Artikel eine Rolle, z.b. hier.
PPPS: weiterer Nachtrag vom 26.3.2023
„Hopper“ ist jetzt bei Spotify. Ich habe den Song meiner Playlist hinzugefügt und „About the soul“ wieder aus der Playlist entfernt.