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Tears For Fears: Pale Shelter

Tears For Fears: Pale Shelter

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Die Abrechnung

So lange schon wollte ich mal über eines meiner Top Ten- Lieder aller Zeiten schreiben. Jetzt ergibt sich, mit der Bürgermeisterwahl in der Gemeinde meiner Kindheit, endlich mal die Gelegenheit dazu. Dort regierte schon seit gefühlten Ewigkeiten ein Herr über die verschiedenen Dörfer der Gemeinde, mit dessen Sohn ich einmal auf dem Gymnasium in eine Klasse gegangen war. Eine Art Erweckungserlebnis mit dieser Familie geht zurück auf das Jahr 1992. Damals erschien, schon nach dem zwischenzeitlichen Ausscheiden von Curt Smith, das Best- of- Album „Tears Roll Down – Greatest Hits 82-92“ von Tears For Fears. Es muss damals wohl irgendwie heftig beworben worden sein. Jedenfalls wurde ich auf das Album aufmerksam, kaufte mir die CD und verliebte mich sozusagen rückwirkend in die Musik von Tears For Fears zu einer Zeit, zu der Tears For Fears als Duo schon Geschichte waren.

Liebling und Unliebling

Einige Songs der Best- of- Compilation kamen meinem Unterbewusstsein irgendwie bekannt vor. Da ich schon als kleiner Junge nach der Schule immer von einer 7 Jahre älteren Schülerin betreut worden war, hörte ich schon beim Hausaufgabenmachen immer viel Musik. Offenbar muss da wohl auch viel Tears For Fears dabei gewesen sein. Wie auch immer. Nachdem ich das Album rauf und runter gehört hatte, kristallisierte sich „Pale Shelter“ als mein absoluter Lieblingssong und „Mad World“ als absoluter UN-Lieblingssong heraus. (Ich stand noch am Anfang meiner Tears For Fears– Fankarriere und sollte wenig später konsterniert feststellen, dass beide Songs auf dem Debütalbum „The hurting“ untrennbar miteinander verbunden sind, da sie dort ineinander übergehen.)

Endorphine

Voll gepumpt mit Tears For Fears– Endorphinen spielte ich damals meinem Klassenkameraden (und Sohn des späteren Langzeitbürgermeisters) an irgendeinem Schultag im Physikraum in der Pause „Pale Shelter“ auf meinem neu erworbenen Discman vor. (299 DM kosteten die Dinger damals. Heute gibts so was fast schon als Werbegeschenk hinterhergeworfen. Niemand hört mehr Musik auf einem portablen CD- Player; kaum jemand hört überhaupt noch CDs.) Ich war zwar der Klassenkasper in der Klasse und Hansdampf in allen Gassen; allerdings war er der Typ, den man irgendwie kennen musste, weil er mit beinahe Jedem gut konnte und auch hinten rum ziemlich gemein zu Leuten sein konnte, die er nicht gut leiden konnte. Seine fehlende Aufrichtigkeit zu Menschen konnte ich damals nicht genau in Worte fassen und war mir auch nicht in der Deutlichkeit klar.

Anerkennung, bitte!

Jedenfalls wollte ich mit meiner Aktion des Vorspielens von „Pale Shelter“ auf dem Discman offenbar seine doppelte Anerkennung. Einerseits wollte ich vermutlich mit meinem Sony- Teil angeben und ihm andererseits zeigen, was für tolle Musik ich (und er nicht) doch kannte. Wie gesagt: Das Ganze trug sich 1992 zu, 9 Jahre nach dem Erscheinen von „Pale Shelter„. Und wir waren alle 14 oder 15 Jahre alt. Dass man Musik von früher mochte, hätte mich theoretisch zum Außenseiter gemacht, wenn ich nicht so ein bunter Hund gewesen wäre. Der Typ, dessen Meinung fast allen Kerlen so wichtig war, sagte mir nach dem Hören irgendetwas ziemlich Positives über den Song. Ich wusste allerdings recht schnell, dass er gelogen hatte. Seit diesem Tag pflegte ich einen anderen Umgang mit ihm. Ich blieb mit ihm befreundet, war aber etwas vorsichtiger damit, was ich ihm so alles zeigte oder vorspielte.

Bitte nicht ER!

Irgendwann danach wurde sein Vater Bürgermeister. Und ich dachte so: Bitte nicht, bitte nicht diese Familie an der Spitze der Gemeinde. (Damals setzte ich Vater und Sohn gleich.) Ich wollte keinen Menschen an der Macht haben, der den Leuten immer das sagte, was die Leute hören wollten.

Doku mit Aha- Effekt

Irgendwann in den 2010ern wiederum gab es dann im MDR eine Doku über einen Zeltplatz in meiner ehemaligen Heimat. Zeltplatzchef war damals der jüngere Bruder meines Klassenkameraden geworden. Diesen hatte ich bisher nur sehr lose aus der Schule gekannt. Eine Doku über die eigene Heimat guckt man sich eigentlich immer gern an, weil man so viele Dinge wiedererkennt: die Häuser, die Hügel, den Dialekt. Mit einem zweiten Blick bemerkte ich dann, dass die Doku nicht wirklich vom Zeltplatz handelte, sondern nur darüber, was für ein toller, fähiger, netter, sportlicher Mann dessen Chef war. Ich war eine Zeit lang etwas unsicher dahingehend gewesen, ob ich vom Sohn (also den aus meiner Klasse) auf den Vater schließen durfte. War ich damals ungerecht gewesen? Doch nach dieser Doku wusste ich Bescheid. Zumindest der männliche Teil der Familie bestand offenbar aus unaufrichtigen Blendern und Meistern der Selbstinszenierung.

Schamgefühle

So, jetzt schäme ich mich fast schon ein wenig. Ich wollte eigentlich nie bösartig in meinem Blog wirken. Doch dieser Artikel klingt ein wenig nach Abrechnung. „Pale Shelter“ war, ist und bleibt einer meiner absoluten Lieblingssongs. Der Song ist mittlerweile 40 Jahre alt und seit 31 Jahren liebe ich ihn. Ich denke, das könnte man eine gefestigte Beziehung nennen. Ich wünsche Euch viel Spaß damit.

PS: Die hier beschrieben Version stammt aus dem Jahre 1983. Bereits ein Jahr zuvor erschien „Pale Shelter“ als Single. Mit dieser Version waren Tears For Fears jedoch nicht zufrieden, weil sie Ihnen zu kommerziell klang, Und kommerziell wollten Sie mindestens damals NICHT sein. Der Produzent wurde gewechselt und „Pale Shelter“ für das Debütalbum neu aufgenommen. Vergleicht bitte selbst. Und wenn ihr schon dabei seid, empfehle ich Euch auch die Long– sowie eine sehr frühe Live- Version.

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