…und plötzlich bringen TFF ein Live- Album heraus!
Ich war, ehrlich gesagt, ganz schön perplex, als ich entdeckte, dass Tears For Fears ein Live- Album herausbringen würden. Das hatte sich, aus meiner Sicht, nicht angedeutet. Aller paar Monate bin ich mal auf der Website von den Beiden, die schon seit Jahrzehnten zu meinen Top 5- Lieblingsbands zählen. Und nun gibts also die Songs, die sie im Rahmen ihrer mittlerweile vielen Konzerte, am 11. Juli 2023 in Franklin, Tennessee aufgenommen hatten. Es gibt ein Doppel- CD- Release, ein Doppel- Schwarzvinyl, ein Doppel- Cocoa- Cream- Vinyl und ein super exklusives Triple- Vinyl in Blueberry Cream. Ich hatte mich bei meiner Vorbestellung für die schnöde Schwarzvinylvariante entschieden.
Ü60
Ganz ehrlich: Manchnmal zweifelt man durchaus daran, dass das Ganze wirklich alles live ist. Tears For Fears haben über die Jahre, insbesondere in der „The seeds of love„- Phase, ziemlich komplexe Sachen aufgenommen, die nur schwer live zu reproduzieren sind. Auf der anderen Seite, betreiben die Beiden seit gut einem Jahrzehnt auch intensives Touring und sind daher recht gut eingeübt, bei dem, was sie da tun. So oder so, der Mehrwert des Albums liegt bei mir nicht wirklich bei den (exzellent klingenden) Live- Aufnahmen, sondern bei den 4 komplett neuen Songs, die gleich auf der ersten Scheibe auf Seite A zu hören sind. Mittlerweile sind Roland Orzabal und Curt Smith über 60, haben jedoch nichts von ihren Songschreiberqualitäten eingebüßt. Und auch die Stimmen klingen kraftvoll, obschon die neuen Songs nicht mehr ganz so catchy sind, wie die Hits von 1985er Album „Songs from the big chair„.
Eskapismus
Warum das Album genau jenen Titel trägt, ist mir noch nicht ganz klar geworden. Möglicherweise soll hier der individuelle Eskapismus mit der Musik bedient werden. Die Probleme unseres Planeten werden schließlich nicht weniger und aufzählen will ich sie an dieser Stelle nicht. Man darf die Probleme der Welt zwar nicht ignorieren. Es ist aber auch manchmal ziemlich sinnvoll, Ihnen mit Hilfe von Musik zu entfliehen. Vielleicht meinen die Beiden das ja genau so.
„Break it down again“
Ich erinnere mich an meinen persönlichen Eskapismus- Moment mit meinem damaligen Klassenkameraden und Freund aus der Abiturstufe. Wir liebten es, zusammen in die Großstadt Halle/ Saale zum Shoppen zu fahren. Und wenn wir das nicht taten, gingen wir von seinem Elternhaus zur nächstgelegenen Eisdiele, um uns als gerade so 18 jährige mit einem Irish Coffee den Kopf schwindelig zu trinken. Auf dem Weg dorthin nahm einer von uns beiden seinen Discman mit. Jeder einen Ohrstecker im Ohr. Und dann hörten wir ziemlich oft „Break it down again“ aus der Roland Orzabal– Tears For Fears– Solophase. Dazu grölten wir, mit allem was wir an Stimme hatten, den Song volle Kanone mit. Dass die vorbeifahrenden Autos uns vermutlich für total bescheurt hielten, war uns egal. Ach- schön war’s.
Anspieltipp
Was soll’s. Die Zeiten sind vorbei. Und Kontakt hatte ich zu meinem Kumpel das letzte Vierteljahrhundert auch nicht mehr. Ich schaue aber nicht wehmütig auf diese Zeit zurück. Zurück zur Neuzeit. „Songs for a nervous planet“ ist mein Album Smash des Monats Oktober 2024. Als Anspieltipp empfehle ich „The girl that I call home„. Viel Spaß dabei.