Anfänge
Natürlich sind die Pet Shop Boys mein Album Smash of the Month. Seit Monaten wartete ich auf die Platte. Und nun ist sie endlich am 26.04.2024 erschienen. Die Anfänge, also der erste Gang ins Rampenlicht des belgischen Fernsehens mit einer ersten Version von „West end Girls“ im Jahre 1984, habe ich nicht mitbekommen. Wie auch? Wir kriegten ja im Bezirk Halle in der DDR nicht mal das ZDF rein! Wie hätte ich da belgisches Fernsehen empfangen sollen. Auch das Erscheinen der eigentlichen Version von „West end girls“ im Herbst 1985, der Version die jeder kennt, habe ich nicht bewusst mitbekommen. Dan Chartsturm meines absoluten Lieblingsongs ÜBERHAUPT „Suburbia“ im September 1986 bekam ich AUCH nicht mit. Zu meiner Schande! Doch dann kam 1988 „Heart“ als Single heraus und ich konnte nicht mehr genug von dem Song bekommen und arbeitete mich von da an auch rückwärts zu den Anfängen.
3 Alben am Stück
Nun ist also „Nonetheless“ als mittlerweile 15. Studioalbum erschienen. Mittlerweile sind Tennant und Lowe 69 bzw. 64 Jahre alt und man merkt das der Musik mitnichten an. Eine Art Neustart gab es ja bereits im Jahr 2013. Die Pet Shop Boys hatten Parlophone verlassen und brachten auf Kobalt ihr Album „Electric“ heraus und haben mit dem teilweise sehr technoiden Sound manchen Leuten ordentlich die Ohren geputzt. Halb im Scherz, halb im Ernst hatte man sich verpflichtet, 3 Album am Stück mit Stuart Price von Zoot Woman zu produzieren, dem Ehemann der Pet Shop Boys– Managerin Angela Becker. Als zweites Album kam dann „Super“ heraus, welches ich nicht mehr ganz so „super“ fand. Die Single „Twenty-something“ fand ich sogar richtig nervtötend. Und „Hotspot„, das dritte und letzte Album der Reihe, hatte zwar tolle Kompositionen, wirkte aber furchtbar komprimiert und auch sonst nicht sehr facettenreich in klanglicher Hinsicht.
gefragter Produzent
Demzufolge freue ich mich auch ein wenig darüber, dass sich die Pet Shop Boys mal wieder einem neuen Produzenten, sozusagen, hingegeben haben. James Ford ist derzeit einer der begehrtesten Produzenten. 2023 produzierte er unter anderem die Alben von Depeche Mode („Memento mori„) und Blur („The Ballad of Darren„). Im Jahr zuvor waren es die Arctic Monkeys („The Car„) und 2021 war es Kylie Minogue („Disco – Guest List edition„). Als Musiker kennt man ihn sicherlich als Mitglied von Simian Mobile Disco. Deren bekanntester Hit war damals „Cruel Intentions“ mit Beth Ditto an den Vocals.
es sprüht
Die Vorabsingles „Loneliness“ und vor allem „Dancing star“ klangen schon recht vielversprechend und bewiesen, jedenfalls meiner Ansicht nach, dass die Boys einen Neustart brauchten. Waren es beim Album „Hotspot“ lediglich 4 zusätzliche Musiker, sind es nun bei „Nonetheless“ 36. Ja gut, wenn man ein Orchester einsetzt, sind es nun mal mehr Musiker. Stimmt. Aber das lässt das Album gleich viel voller und vielschichtiger klingen. Und genau das vermisste ich ja schließlich bei „Hotspot„. „Nonetheless“ fühlte sich beim ersten Hören für mich so an, als wäre ich in ein Werbeplakat der Côte d’Azur aus den 50ern versetzt worden. Es sprüht förmlich vor wohliger, meist positiver, Melancholie. In einigen Songs werfen die Boys das für das Ohr angenehme CFG- Schema ganz schön über den Haufen. Die Folge ist, dass sich die Midtempo-Nummern des Albums (Fast das ganze Album ist Midtempo.) etwas Retro- Musical- haftes an sich haben.
untypisch, nonetheless
Pet Shop Boys– untypisch sind die meisten Song eher fröhlicher Natur und wirken dadurch auf mich als Hörer, als hätten die Boys sich von irgendetwas befreit. Es sollte übrigens mit dem Teufel zugehen, wenn „Bullet for Narcissus“ nicht die nächste Single wird. Der Song hat, neben „Dancing star“ das meiste Mitsing- und Kopfnickpotential und erinnert ganz leicht an die Disco- House- Phase der Beiden in den späten 80ern. Dennoch möchte ich hier den Song „New London Boy“ herauspicken und empfehlen. Er wird es nicht zur Singleauskopplung schaffen, ist aber dennoch bemerkenswert, weil Neil Tennant mal wieder ein paar Zeilen rappt, so wie einst 1984/1985. Viel Spaß also Euch nun mit meinem Album Smash of the Month of April: „Nonetheless“ von den Pet Shop Boys.