Musikenthusiasten unter sich
Heute muss ich mal wieder sehr tief in meine Vergangenheit eintauchen. Ich hatte in ein oder zwei oder vielleicht auch drei Artikeln erwähnt, dass mich mein ehemaliger Nachbar, 15 Jahre älter als ich aber als meines Onkels bester Freund stets enger Kontakt, großen musikalischen Einfluss auf mich hatte. Er war, was ich heute noch bin, großer Musikenthusiast und hatte damals, in den 90ern und 2000ern, eine richtig geile Anlage von Pioneer stehen. Vor der saßen wir dann und spielten uns unsere CDs vor.
erzwungene Abhängigkeiten
Er kam trotzdem aus einer anderen Zeit und war ein riesengroßer Genesis– Fan. Damals konnte ich damit nichts bis gar nichts anfangen. Teilweise gab er mir seine CDs mit, um sie doch zu Hause bei mir mal ganz in Ruhe anzuhören. Denn letztendlich verband uns doch das eine, was alle Musikfans gern machen: Man möchte seine Schätze, von denen man wusste, dass sie einzigartig und toll waren, dem oder der anderen nur mal kurz zeigen, um sie schließlich davon auch „abhängig“ zu machen. Das funktionierte damals aber bei uns Beiden nicht.
Infektionen
Doch manchmal lassen sich die Spätfolgen einer „musikalischen Infektion“ nur sehr schwer abschätzen. Heute bin ich stolzer Besitzer der Alben „Duke„, „Abacab„, „Genesis“ und „Invisible Touch“ auf Platte. Alles was davor und danach von Genesis kam … Nun, dagegen bin ich wohl immun. Ich hatte vermutlich weniger Erfolg bei ihm. Ich denke nicht, dass er sich über die Jahre heimlich ein paar Pet Shop Boys– Platten gekauft hat. Bei Depeche Mode war er nicht ganz so abgeneigt, aber auch da glaube ich nicht, dass er sich das mal selbst gekauft hat.
Nostalgische Liebe
Zu The Sweet hatte mein Nachbar, in den frühen 60ern geboren, eine für mich sehr ambivalente Beziehung. Ich glaube , er mochte The Sweet eher als Band, die seine frühe Jugend musikalisch untermalt haben. Das hatte also bei ihm mehr was Nostalgisches. So richtig musikalisch geschätzt hat er sie vermutlich als gestandener Mann nicht mehr so sehr. Hängen geblieben bei mir ist, dass er mir erzählte, dass The Sweet immer abhängig vom Songschreiberduo Chinn/Chapman waren und sich erst mit „Love is like Oxygen“ emanzipiert hatten. Denn jenes Lied, welches ich mittlerweile ganz gern mal höre, wäre der erste Song gewesen, den The Sweet mal selbst geschrieben hatten. Nun, mein Nachbar hatte da nicht hundertprozentig Recht, wie ich seit gestern (17.09.2025) weiß.
Die ganz kurze magische Phase des Dave Watkins
Richtig ist, dass Chinn/Chapman, für eine Reihe von KünstlerInnen verfasst haben. Aber, als The Sweet 1968 ihre erste Single „Slow Motion“ veröffentlichten, stammt der weder aus der Feder eines The Sweet- Mitglieds noch von Chinn/Chapman. „Slow Motion“ war von einem gewissen David Watkins geschrieben worden. Dieser Dave Watkins hat, laut discogs nur ein weiteres Lied in seinem Leben geschrieben, welches veröffentlicht worden ist. Dieser andere Titel heißt „Painting on wood„. Jedenfalls wurde „Slow Motion“ von The Sweet, laut der englischen Wikipedia, im Juli 1968 veröffentlicht. Dave Watkins hatte im Jahre 1968 und nur in diesem Jahr eine sehr kurzlebige Band namens The Magicians. Und diese Band veröffentlichte „Slow Motion„, laut rateyourmusic, am 25.10.1968 nochmal, mit Dave Watkins, dem Komponisten, am Piano. The Magicians veröffentlichten dann noch og. „Painting on wood„. Und dann war diese urbritische Band, deren zwei Songs an die psychedelische Phase der Beatles erinnern, auch wieder im Jahre 1968 verschwunden.
Die US-Amerikaner hatten schon vorher Magier
Sucht man auf discogs oder wikipedia nach The Magicians kann man leicht einem Irrtum unterliegen. Bei der englischen Wikipedia findet man beispielsweise zwar die Band The Magicians; dabei handelt es sich allerdings um eine ganz andere, US-Amerikanische Band, die den gleichen Namen hatte, aber von 1964 bis 1967 Bestand hatte. Außerdem waren diese US- Magicians bei einem ganz anderen Label untergekommen. Warum erzähle ich das? Diese Magicians sind insofern interessant, als das ein Bandmitglied ein gewisser Mike Appel war. Dieser Mike Appel wurde Anfang der 70er Bruce Springsteens Manager und produzierte auch dessen ersten beiden Album. Außerdem co-produzierte er dessen drittes Album „Born to run„, welches unbestreitbar Bruce Springsteens Durchbruch war.
Hit after Hit after Hit after …
Zurück zu The Sweet. Deren zweite Single „The Lollipop Man“ stammte zwar auch nicht aus deren Feder. Aber auf der B-Seite der Single fand sich mit dem Song „Time“ ein erster, von den Bandmitgliedern selbst verfasster, veröffentlichter Song. 1971 wurde dann Chinn/Chapmann auf The Sweet aufmerksam. Der erste von Chinn/Chapmann für The Sweet komponierte Song „Funny Funny“ erreichte sofort die Charts (Platz 13). Hit reihte sich plötzlich an Hit: „Co-Co“ (1971), „Block Buster!„, „Hell Raiser„, „Ballroom Blitz“ (1973) und „Teenage Rampage“ (1974).
Emanzipation durch den Fuchs
Schon 1973 begannen sich, laut wikipedia, The Sweet immer unwohler mit Chinn/Chapman zu fühlen. 1975 trennte man sich endgültig von den Beiden. Das am 15.11.1974 erschienen Album „Desolation Boulevard“ wurde noch von Chinn/Chapman produziert. Und darauf war unter anderem der Song „Fox on the Run„. Diesen veröffentlichten The Sweet am 7.3.1975 als Single. Für die Veröffentlichung als Single gingen The Sweet nochmal ins Studio und fertigten eine poppigere Version an. Während die Albumversion noch Chinn/Chapman als Prduzenten nennt, sind es nun bei der Single-Veröffentlichung The Sweet selbst. Und nicht nur das. Der Song ist von The Sweet auch selbst geschrieben worden und geht 1975 in mehreren Ländern, unter anderem auch in der BRD, auf die 1.
Keine Märchen mehr
Das Märchen, dass mir immer erzählt wurde, dass „Love is like Oxygene“ DER Emazipations- Song von The Sweet gewesen wäre, stimmt also nicht so ganz. Fakt ist, „Love is like Oxygene“ ist weniger Glam Rock und mehr Pop. Und insofern ist das auch der einzige The Sweet– Song, den ich irgendwie mag. Vielleicht ging es den Fans genau anders herum. The Sweet klangen plötzlich anders, nicht mehr so, wie es die Fans gern gehabt hätten. Der Song schaffte es 1978 auf Platz 9 der britischen Charts. 1981 trennte sich die Band noch vor Erscheinen ihres letzten Albums „Identity Crisis“ im Jahre 1982. Bis dahin schaffte es kein weiterer Song von The Sweet in Great Britain zu charten. Ich verlinke hier mal die tolle Long Version. Viel Spaß wünsche ich nun mit „Love is like Oxygene“ von The Sweet.
PS: Damit niemand in die Verlegenheit kommt, Chinn/Chapman in irgendeiner Weise zu unterschätzen, will ich hier nur mal ganz kurz auflisten, an welchen Songs die Beiden als Songschreiber noch beteiligt waren. Als Duo verfassten sie zum Beispiel „Living next door to Alice„, welches 1976 durch Smokie berühmt wurde. Zu mehreren Kompositionen für die damals bekannte Suzi Quatro kommt noch der bekannte Hit „Some girls“ von Racey. Der Song „APT“ von Rosé und Bruno Mars listet das Duo auch als Mitkomponisten. Chapman war zudem Co- Autor von Hits wie „Love is a battlefield“ (Pat Benatar) und „The Best„, was durch Tina Turner zum Hit wurde. Chapman war auch der Produzent einer Reihe von Blondie– Singles, so z.B. von „Heart of Glass“ und „The tide is high„.
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